Kennst du die Zutaten der Gründonnerstagsuppe?
Es sind neun kräftige Kräuter aus dem ersten Frühlingsgrün der Natur. Diese Suppe kommt am Gründonnerstag – einen Tag vor dem Karfreitag – auf den Tisch.
Weshalb? Das erfährst du in diesem Beitrag
In einem Kräuterkurs auf Kurs-Natur.ch hast du die Möglichkeit viele von diesen neun Kräutern – und weitere kennen zu lernen. Es freut uns sehr, dass wir ein vielfältiges Angebot zu Kräuterwissen, Heilpflanzen und deren Anwendungen anbieten dürfen.
Claudia Gorbach vom Bioberghof Ai Faii hat für Kurs-Natur.ch diesen Magazinbeitrag verfasst und sie gibt einen Einblick, wie sie den Frühling erlebt.
Im Weiteren gibt Claudia ihr persönliches Rezept, der Gründonnerstagsuppe mit einer kurzen Beschreibung aller Kräuter preis.
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Inhalt:
Wenn die ersten Wildpflanzen das Licht erblicken
Text von Claudia Gorbach:
Die Natur ist zu neuem Leben erwacht – sie explodiert förmlich und beschenkt uns reich – frisch und grün!
Herzlich willkommen! Bühne frei und Vorhang auf zum alljährlichen Spektakel im Frühling:
Die Pflanzen spriessen und schiessen aus dem Boden.
Für mich immer wieder ein besonderer und bedeutender Moment. Ich kann ihn kaum erwarten. Die Natur mit dem frischen Duft nach Grün, nach warmer Erde und den ersten Blüten.
Wie schön dann ausgerüstet mit Stoffsäckchen, Messer und Bestimmungsbuch, aus dem Haus ins Freie zu treten, durch die ergrünten Wiesen und Wälder zu streifen und die vor Grünkraft strotzenden Wildkräuter zu sammeln.
Die Frühlingskräuter, sie stecken voller Wunder, voller Sinnlichkeit, Genuss und Freude – lassen wir uns überraschen; entdecken und staunen wir!
Biobäuerin – Chrüterwiib - Gastgeberin
„Mein Kindheitstraum ist jetzt Dauerzustand“
Claudia Gorbach hat sich ihren Kindheitstraum erfüllt und führt seit dem Jahr 2012 einen Biobergbauernhof zuhinterst im wunderschönen Val Colla / TI.
Einsteigerin ist sie – keine Aussteigerin. Sie ist mit ihrem Mann eingestiegen in das Leben, dass sie glücklich macht.
Mit ihren Pro-Specia-Rara Tieren und ihrer naturnahen Einstellung zum Bauerntum betreibt Claudia eine nachhaltige und biologische Landwirtschaft. Anstrengend – aber wunderschön.
Nebst selbst hergestellten Bio-Kosmetikprodukten, kulinarischen Köstlichkeiten, Dörr-Kaki, Ziegenkäse von der Alp oder Fleisch aus eigener Produktion führt Claudia auch verschiedene Kurse durch oder bietet die Möglichkeit für aussergewöhnliche Ferienaufenthalte im „Rustico di vacanze“, wo ein Leben wie früher möglich ist.
Der Wildkräutergarten liegt direkt vor deiner Haustür
Es sind nur ein paar Schritte zu meinem Wildkräutergarten – auch zu deinem! Es ist die Natur.
Sie bietet uns eine reichhaltige und kostbare Auswahl an Pflanzen, die uns für Gewürze, Suppen, Gemüsegerichte, Salate und Tees zur Verfügung stehen.
Wildkräuter enthalten oft doppelt bis viermal so viel Vitamine und Mineralstoffe wie Kulturgemüse. Wildpflanzen sind voller vitalisierender, Kraft spendender, ursprünglicher und wilder Energie.
Löwenzahn, Franzosenkraut und Brennessel als Beispiel, haben einen weit höheren Gehalt an Eisen als ihre „gezähmten und gezüchteten“ Geschwister. Wildkräuter sind Powerkräuter mit einer riesigen Geschmacksfülle und einem hohen gesundheitlichen Wert. Sie sind ein Geschenk der Natur, das wir mit Dankbarkeit und Achtsamkeit annehmen dürfen.
Kräuterwissen - oder naturnahe Ferien?
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Vom behutsamen Sammeln – der Rollentausch
Wir sind Gast in der Natur – und wie als Gäste sollten wir uns fühlen.
Den eines ist gewiss: Die Pflanzen sind grosszügige und freundliche Gastgeber, die sich über unseren Besuch freuen.
Doch gilt:
Wir müssen behutsam mit ihnen umgehen und nur dort sammeln, wo genügend Pflanzen einer Art vorhanden sind. Beim Sammeln gilt:
- nimm nur so viele Pflanzen, wie du verarbeiten kannst
- 100% Sicherheit bei der Wahl der Pflanzen
- keine giftigen und geschützten Pflanzen
- Wähle „saubere“, unbelastete Plätze, fern von Strassen und Bahngleisen als Sammelort.
Kräuterkurs für dein Kräuterwissen
Um sich sein Wissen rund um die Kräuter anzueignen, gibt es verschiedene Wege.
- Bestimmungsbücher
- Wildkräuterkurse
- Wildkräuterwanderungen
- Pflanzenexkursionen
- Naturkosmetik-Kurse
Gute Bücher zu lesen ist ein guter Einstieg, reicht jedoch oft nicht aus, um die Sicherheit im Umgang mit Pflanzen zu erhalten. Viele Inputs und Detailwissen werden in einem Buch nicht erwähnt.
Deshalb empfiehlt es sich, regelmässig einen Kurs zu besuchen.
Bereits in einem Tageskurs lernst du die wichtigsten Wildpflanzen in deiner Umgebung kennen.
Schritt für Schritt erfährst du, wie Heil- und Wildkräuter richtig geerntet und verarbeitet werden und die Pflanzen im Alltag genutzt werden.
Wer es genauer wissen möchte und sich ein fundiertes Wissen rund um die Welt der Wildkräuter und Heilpflanzen aneignen möchte, der hat die Möglichkeit verschiedene Jahreszeitenkurse oder gar Lehrgänge in Form von Jahresausbildungen zu besuchen.
All diesen Kursen und Ausbildungen ist gemein, dass sie sehr produkt- und praxisorientiert sind.
Die Neunkräutersuppe = Gründonnerstagsuppe
Schon mal die Neunkräutersuppe gegessen? – Sie wird auch Grüne Suppe oder Gründonnerstagssuppe genannt.
Der Gründonnerstag ist ein Tag, in der die Natur zeigt, dass das Leben stark ist. Die Natur kommt nach überstandener Winterperiode zurück und sorgt mit ihrem ersten vitaminreichen Grün für Menschen und Tiere.
Starke Vitamine für Körper und Seele – für die Gesundheit – um das letzte Dunkle und Schwere aus unserem Körper zu vertreiben.
Bereits die Kelten und Germanen sollen nach Überlieferungen die 9-Kräuter-Suppe gegessen haben und der Naturforscher Alexander Humboldt schwor auf die entschlackende und gesunde Wirkung der ersten Frühlingskräuter.
Wie es der Name sagt, bereiten wir diese Suppe aus neun besonders heilkräftigen Wildpflanzen zu. Sie ist eine wahre Kraftsuppe, die unseren Körper mit der Power der Wildpflanzen stärkt – für das ganze Jahr, wenn es nach früherem Volksglauben geht
Rezept: Die 9-Kräuter-Suppe
Je eine grosse Handvoll junger Blätter von Brennessel, Gundermann, Löwenzahn, Vogelmiere, Sauerampfer, Giersch, Spitzwegerich, Gänseblümchen und Schafgarbe.
Wenn das eine oder andere wilde Grün schon wieder verschwunden ist oder seine Zartheit verloren hat, können wir auch andere grüne Kräuter (Bärlauch, Bärenklau, Beinwell, Brunnenkresse, Frauenmantel, Guter Heinrich, Wiesenbocksbart oder Wiesenschaumkraut) der Suppe beifügen – mit einer Prise Improvisationsgeist und Fantasie ist vieles möglich.
Die Blätter fein hacken und zusammen mit einer fein gehackten Zwiebel in Butter andünsten.
Mit Gemüse-Bouillon und etwas Weisswein ablöschen.
Die Suppe mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen und mit 1 dl Rahm verfeinern.
Nur noch kurz aufkochen und mit fein geschnittenen Blättern garnieren und servieren.
Übrigens: Aus diesen kraftvollen Frühlingsboten – frisch oder getrocknet – können wir ein wunderbares Frühlingskräutersalz herstellen!
Die „grüne Neune“ draussen auf dem offenen Feuer zu kochen und unter freiem Himmel zu schmausen – das ist ein ganz besonderes Vergnügen!
Viel Spass beim Kochen – auf dem Herd oder am Feuer und En guete!
Die Zutaten für die Grünndonnerstagsuppe
Brennessel (Urtica dioica)
Die Brennessel ist für mich die Grösste! Das wusste schon unser Kräuterpfarrer Künzle: „Hätte die Brennessel keine Stacheln, wäre sie schon längst ausgerottet worden, so vielseitig sind ihre Tugenden!“
Gundermann (Glechoma hederacea)
Der Gundermann oder die Gundelrebe wird auch „Ziekelkräutchen“ genannt. Denn er ist so eigenwillig und Charaktvervoll wie die Geissen. Deshalb: vom Gundermann nur wenig in die Suppe tun – es ist die Würze!
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Der Wegerich ist der Herrscher des Weges, ein ständiger Begleiter und eine wertvolle Heilpflanze. Dank seiner reizmildernden, schleimlösenden Wirkung ist er ein ausgezeichnetes Lungenheilmittel.
Vogelmiere (Stellaria media)
Die Vogelmiere oder Hühnerdarm verfügt über eine unverwüstliche Lebenskraft.
Schwach und gebrechlich sieht sie aus, aber ihre Wuchs- und Blühkraft sind unerschöpflich – ihr Vitamin- und Mineraliengehalt ebenso! Ihr helles Frühlingsgrün erinnert uns stets an den wiederkehrenden Frühling und daran, wie ein Frühlingssalat schmecken kann
Schafgarbe (Achillea millefolium)
Dieses Korbblütengewächs (Asteraceae) gehört weltweit zu den am meisten geschätzten Heilpflanzen. Als vitalisierendes Bitterkraut tun die Schafgarbenblätter der „Grünen Neune“ besonders gut. Sie schmecken aromatisch und deutlich, aber nicht unangenehm bitter
Sauerampfer (Rumex acetosa)
Die Sauerampfer kennt jedes Kind – unübersehbar ragt sie aus den Wiesen. Sie erfreut unseren Gaumen mit ihrem säuerlichen, erfrischenden Geschmack und gibt den Frühlingsspeisen eine frische, pfiffige Note. Genau diesen Pfiff brauchen wir nach dem ermüdenden Winter!
Giersch (Aegopodium podagraria)
Geissfuss oder Baumtropfen nennen wir diesen Doldenblütlen. Er bringt manche Gärtnerin zum Verzweifeln, so zäh und standhaft ist er. Machen wir den Giersch zu unserem Freund! Lasst uns den Giersch ernten und essen anstatt ausreissen! Er ist wartungsfrei und ein unentwegt nachwachsendes „Dauergemüse“ – ein köstlich schmeckendes obendrein.
Löwenzahn (Taraxacum officinalis)
Der Löwenzahn ist ein Tausendsassa. Er strotzt nur so vor Vitalität und Lebenslust. Er ist anpassungsfähig und äusserst vielseitig zu verwenden: die zarten, jungen Blätter (vor der Blüte) beleben mit ihrem angenehm bitteren Geschmack den ganzen Körper, die Knospen schmecken köstlich (eingemacht als Kapernersatz), ebenso die Blüten (für Schleckmäuler als Honig und im Herbst die Wurzeln (dann sind sie weniger bitter) als Kaffeeersatz oder nahrhaftes Gemüse.
Gänseblümchen (Bellis perennis)
Das Gänseblümchen ist die Kinderblume. Wie Kinder dieses Blümchen verehren und mit ihm Kränze flechten. Auch für die Erwachsenen ist es äusserst reizvoll – eben in der Gründonnerstagssuppe oder in einem Frühlingssalat oder die Knospen eingemacht als Kapern. Reich an Vitamin C!