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Waldbaden Schweiz: 3 Kurs-Leiterinnen geben Antworten und Tipps aus der Praxis

waldbaden mit licht und schatten im ruhigen wald unterwegs
Waldbaden oder Shinrin Yoku bedeutet achtsames und langsames eintauchen in den Wald

Kurs-Natur.ch gibt Antworten zum Waldbaden! Praxisnah-authentisch und frisch aus dem Wald!
Jedoch: Genau genommen, geben nicht wir selbst die Antworten, sondern wir haben nachgefragt.

Was ist Waldbaden – Shinrin Yoku? Was muss beim Bad im Wald beachtet werden und wie beginnt man überhaupt damit?

Da wir mit einer Antwort nicht zufrieden sind – haben wir gleich mit drei Seminarleiterinnen von Waldbaden-Kursen gesprochen. Da kommt eine geballte Ladung an Wissen und Erfahrung aus dem Wald zusammen und die Antworten sind dementsprechend informativ – einladend und bereichernd.

Mit persönlichen Hinweisen erzählen die drei Frauen offen, was für sie Waldbaden bedeutet, was es bewirkt und geben persönliche Tipps aus der Praxis.

Nach dem Lesen dieses Beitrages hast du Antworten! Und ich bin mir sicher, dass die Neugier, mehr erfahren zu wollen, geweckt ist.

Wenn du noch weitere Gründe fürs Waldbaden suchst, findest du hier ein weiterer Magazinbeitrag zum Thema.

Inhalt:

Kurs-Natur: Wie erklärst du jemandem in wenigen Worten «Waldbaden», der keine Ahnung von dieser Thematik hat?

Ines Neubauer: Beim Waldbaden gehen wir laaaaaangsam. Meist still und achtsam. Wir öffnen unsere Sinne, damit wir die Natur, die Atmosphäre und uns selbst intensiv wahrnehmen können…

Nicole SchWALDa: …du tauchst ganz bewusst mit allen Sinnen in den Wald ein. Du weckst deinen Entdeckergeist, spürst deinen Körper, deinen Atem und die Natur. Du baust eine Verbindung zu dir selbst auf. Diese geht in der schnelllebigen Zeit rasch verloren. Du stärkst deine Achtsamkeit, kommst zur inneren Ruhe und tankst neue Kraft. Dadurch erhältst du wertvolle Inspirationen direkt vom Wald…

Zoë D. Lorek: …da ist beinahe alles gesagt! Für mich ist ebenfalls wichtig sich einzulassen und das Tempo merklich zu reduzieren. Diese stressreduzierende Methode hat nachweislich positive Auswirkungen auf das Immunsystem. Im Wald kann der Körper schnell regenerieren.

Ines: Bäume verströmen heilende Duftstoffe, die wir als ätherische Öle kennen, diese nehmen wir über unsere Atmung und Hautporen auf. Unser Immunsystem profitiert vom Wald, wenn es mit den dort vorhandenen Mikroorganismen und Bakterien in Kontakt kommt.

Wir stellen uns vor

nicole schWALDa ist Coach, Seminarleiterin für Waldbaden, Achtsamkeit, Meditation, Schamanismus, frühere Führungskraft in der IT, Wildnispädagogin & Mensch.Weitere Infos zu Nicole unter: www.aufwaldwegen.com

 

Zoë Daniela Lorek leitet das Waldbaden Institut Schweiz welches zu Shinrin Yoku Schweiz gehört. Sie bildet Interessierte als Kursleiter*innen im Waldbaden aus, ist Yogalehrerin und Waldbaden-Kursleiterin. Sie steht in einer Ausbildung als zert. Klinische Waldtherapeutin bei der INFTA Deutschland.

Weitere Infos zu Zoë: www.achtsamkeitimwald.ch

 

Ines Neubauer ist Kursleiterin für Waldbaden & Achtsamkeit im Wald, Trainerin für Entspannungsverfahren & Stressmanagement, Hüttenwartin am Pilatus, Waldfrau – und leidenschaftliche Naturfotografin.

Weitere Infos zu Ines: www.gruenfink.ch

v.l.n.r: Ines Neubauer, Nicole Schwalda und Zoë D. Lorek

Was ist für dich das Besondere am Waldbaden?

Nicole: (überlegt kurz) Dass ich mir Zeit für mich nehme, den Wald und auch mich selbst ein Stück mehr erleben darf. Ich liebe das bewusste Wahrnehmen und Aufsaugen des Dufts, der Farben und der Klänge des Waldes. Da fühle ich mich wie im Liebesbann. (schmunzelt) In mir wird es ruhig und friedvoll.

Am meisten fasziniert mich, dass kein Moment dem anderen gleicht. Der Wald ist immer anders – ich bin immer anders.

Zoë: Ich war schon als Kind häufig im Wald. Für mich ist der Wald eine Quelle für meine Gesundheit, sowohl physisch wie psychisch. Das Wiederentdecken des Waldes hat mein Leben komplett verändert. Sich bewusst im Wald aufzuhalten ist für mich ein Muss geworden.

Ich persönlich finde, dass das schweigende und langsame Gehen eine grosse Qualität hat. Das fiel mir anfangs sehr schwer (lacht) weil ich eine sehr quirlige Person bin.

Ines: Für mich fühlt sich Waldbaden an, wie nach Hause kommen.

Es ist für mich die einfachste und natürlichste Möglichkeit für meine persönliche Gesundheitsvorsorge. Waldbaden stärkt die Beziehung zu mir selbst und kräftigt meine Naturverbindung. Mit einer starken Naturverbindung bin ich sensibilisiert für aktuelle Umwelt- und Klimathemen und überdenke mein Handeln oder verändere es bestenfalls positiv.

Euer Leuchten in den Augen, wenn ihr erzählt, gleicht dem eines Kindes, das find ich schön!

Nicole: Kind, finde ich ein gutes Stichwort! Beim Waldbaden erfahre ich ebenfalls meine Lebendigkeit, kann mich „austoben“, mich spüren – eben: Kind sein.

Wie ein Kind beschäftige ich mich eine halbe Ewigkeit mit einem Klumpen Lehm aus dem Bach, vergesse mich und die Welt. Ich beobachte die Tautropfen am Grashalm und berühre sie sanft mit dem Finger, beobachte wie sie ihren Weg bahnen und zusammenfliessen. Ich beobachte die Sonnenstrahlen, wie sie durch das Blätterdach eines Baumes strahlen. Das versetzt mich so in den gegenwärtigen Augenblick, dass es keinen Platz für sich rotierende Gedanken, schlechte Gefühle, Ängste oder Sorgen hat. Walderleben macht mich einfach glücklich, genügsam, kreativ und dankbar! Und das überträgt sich auf meinen Alltag.

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Was bewirkt Waldbaden – weshalb soll das gesund sein?

Zoë: Waldbaden hat den Effekt, den Puls zu senken, die Gefühle zur Ruhe zu bringen, den Geist zu besänftigen. Ein Nebeneffekt ist auch, dass wie von Nicole bereits erwähnt, die Neugierde geweckt wird. Das Staunen über die Naturphänomene wie Formen, Farben, Töne, Gerüche und vieles mehr, nimmt wieder mehr Raum ein. Es verhilft dazu, präsent zu sein. Nachweislich steigen nach einem Waldaufenthalt die natürlichen Killerzellen. Deshalb wird es in Japan und Südkorea zur Prävention oder Rekonvaleszenz nach verschiedenen Operationen eingesetzt.

Nicole: Waldbaden stärkt auch das Immunsystem. Einen grossen Einfluss hat hier das heilsame Trio der Waldluft: Terpene, Mikroben und Wasserfallplasma.

Waldbaden hebt die Stimmung. In etlichen Ländern wird Waldbaden auch zur Therapie von Depressionen eingesetzt. Man sagt, der Wald sei ein hervorragend wirkendes Antidepressivum. Waldbaden lindert Stress. Stresshormone werden von unserem Körper leichter abgebaut. Dies ist sogar im Blut nachweisbar.

Es werden immer mehr Wälder zu sogenannten „Heilwäldern“, denn der gesundheitliche Nutzen wird immer mehr erkannt – anerkannt. In einigen Ländern, wird selbst Krebs mit Waldtherapie erfolgreich behandelt.

Ines: (schmunzelt) Ja, das ist schön zu hören, wie ihr das erzählt.

Waldbaden bewirkt in der Tat sehr viel. Es wurden viele positive Auswirkungen auf unser Nerven-, Hormon- und Immunsystem auch wissenschaftlich erforscht und es gibt verschiedene Studien dazu. Da jeder Mensch ein eigenes Individuum ist, wirkt sich Waldbaden auch bei jedem Menschen etwas anders aus. Somit empfehle ich jedem, es einfach einmal selbst auszuprobieren, um herauszufinden, wie es am eigenen Körper wirkt – und es wird wirken!

Denn: Wer den Wald zur Erholung aufsucht weiss, dass die ruhige Waldumgebung Entspannung schenkt, man sich danach gestärkt fühlt, Klarheit spürt und ausgeglichener ist. Nach einem Waldaufenthalt wissen und spüren wir intuitiv, dass der Wald uns und unserem gesamten Organismus guttut und er zur Steigerung unseres Wohlbefindens beiträgt.

Wie beginnt man am besten mit dem Waldbaden?

Ines: Zu Beginn jedes Waldbades wird man langsam und still. Zwei wichtige Zutaten ohne die Waldbaden nicht funktioniert.

Nicole: Mit Waldbaden kann grundsätzlich jede*r, zu jeder Zeit beginnen. Du kannst einfach mal entschleunigt durch ein Waldstück schlendern. Du bewegst dich bewusst langsam, gehst und bleibst stehen, machst eine Pause und nimmst einfach mal nur wahr. Was hörst du? Was siehst du? Was riechst du?

Wenn du in der Stadt wohnst, gehe dafür in einen Park oder Garten.

Zoë: Ich empfehle eine Einführung. Zum Beispiel 2 bis 3 Stunden bei einer Kursleiter*in. Du kannst danach spüren, ob es dir etwas gebracht hat. Danach kannst du immer noch ein Wochenende oder mehr buchen.

Kurs-Natur: Das möchte ich genauer wissen, denn:  Ich kann doch auch allein in den Wald!

Eingerolltes Farnkraut, ganz jung und frisch
Nimm dir Zeit und erlebe dich im Wald. Beschäftige dich - beobachte und geniesse... - Foto: Ines Neubauer

Weshalb empfiehlst du einen geführten Kurs zu besuchen?

Zoë: Grundsätzlich kannst und sollst du allein in den Wald, bloss: du kennst ja den Monky Mind? (Anm: Gedankenkarussell) Der ist bei den Alleingängen häufig mit dabei.
Eine Kursleitung kann dir Tricks verraten, wie du damit umgehst. Es geht auch darum, dass du deine Präsenz als etwas Hilfreiches kennen lernst und dir wohlwollend begegnest.

Das ist in der Gruppe sehr hilfreich, weil du deine Gedanken teilen kannst. Die Gruppe ist auch für diejenigen Menschen sehr unterstützend, die nie allein in den Wald gehen würden.

Ines: Du erhältst auch einen grösseren Einblick in die Praxis des Waldbadens und andererseits, weil es guttut, sich einmal führen zu lassen. Ich vergleiche das gern mit Yoga – man kann es allein praktizieren oder eben mit einem Yogalehrer. Beides empfinde ich als sehr angenehm. So ähnlich ist es auch beim Waldbaden.

 

Nicole: Wenn du einen Kurs buchst, brauchst du dir einfach keine Gedanken um den Rahmen, die Strecke und die Übungen zu machen. Du erhältst viele Inspirationen und Impulse, kannst die Übungen unter Anleitung einfach für dich ausprobieren. Du bekommst Rückmeldungen, wenn du magst und hast die Möglichkeit dich mit anderen austauschen – was sehr bereichernd sein kann. 

Wo kann ich Waldbaden? Was mache ich, wenn ich in einer Stadt lebe?

Ines: Waldbaden praktiziere ich im Wald. Es ist auch möglich Achtsamkeitsübungen aus dem Waldbaden im Park in der Stadt zu praktizieren. In Städten gibt es oft viele Naturzonen und auch Bäume, welche einladen, inne zu halten. Wer achtsam ist, findet viel Natur in der Stadt und kann positiv davon profitieren.

Zoë: Einen Nachteil haben die Stadtpärke: wenn sich darin viele Leute bewegen, ist die Ablenkung höher. Deshalb ist es immer besser in einen Wald zu gehen, nur schon wegen der besseren Luftqualität. In der Schweiz haben wir ja häufig einen Wald in Stadtnähe. Nachweislich ist der Blick auf einen Baum oder eine Pflanze beruhigend. Wenn ich die Wahl hätte zwischen in den Stadtpark gehen oder in der Wohnung bleiben, würde ich immer den Stadtpark vorziehen. Aber auch das Schlendern entlang eines Baches, Flusses oder Sees hat eine entspannende Wirkung. Wichtig ist einfach, dass ich Achtsamkeit praktiziere: schlendern, schweigend, präsent, neugierig und wertfrei.

Nicole: Ich ziehe den Wald ebenfalls vor. Aber du kannst sogar von deinem Wohnzimmer aus Waldbaden. Ich hatte sogar eine Teilnehmerin, die hat vom Spitalbett am Waldbadenprogramm teilgenommen. (lacht)

Was sagst du zur Aussage: «Waldbaden – das ist Spazieren und Bäume umarmen»

Nicole: Ja, das höre ich manchmal. Ein Vater einer Teilnehmerin (der Vater wurde mitgeschleift) sagte einmal mit Nachdruck zu Beginn des Waldbadens, dass er keine Bäume umarmen wird. Meine Worte beruhigten ihn, dass es kein Bestandteil des Kurses sei – er aber, wenn es ihn überkommt, gerne einen Baum umarmen kann, wenn der Baum das auch möchte.

Bäume umarmen braucht vielleicht auch etwas Mut. Ich selbst habe mich das eine halbe Ewigkeit nicht getraut. Bis ich dann eines Tages durch eine uralte Kastanienallee lief und mich der Mut überkam und mich traute, flüchtig einen Baum zu umarmen. Ich schaute aber vorher genau, dass mich wirklich keiner dabei sieht. (grinst)

Heute kann ich stundenlang in der Gesellschaft eines Baumes sein, einen Tag dort verweilen, ihn auch ungeniert umarmen, wenn er meine Gesellschaft möchte. Das haben mich Übungen aus der Wildnispädagogikausbildung und lange Zeiten während des Lockdowns März/April 2020 alleine im Wald gelehrt.

Naja, und aus meiner Sicht ist Waldbaden ein weit intensiveres Erlebnis als ein Spaziergang. Erlebe es doch einfach mal selbst.

Ines: (lacht) Ich lache, ich sage JA, das ist es – und noch ein bisschen VIEL MEHR! (lacht)

Allgemeines Gelächter…

Zoë: Dazu sage ich: dann kennst du Waldbaden nicht (lacht weiter)

(Wieder ernst) Das Tempo vom Spazieren kannst du halbieren – und dann nochmals halbieren. Wir nennen es liebevoll Schlendern. In meinen Kursen leite ich die Menschen niemals an, die Bäume zu umarmen. Es ist wichtig, dass die Menschen das tun, was sie als inneren Impuls wahrnehmen und momentan als richtig empfinden. Wenn sie dann Bäume umarmen möchten, ist das wunderbar. Richtig ist, dass wir uns beim Waldbaden auch auf die Bäume fokussieren. Das ist auf ganz vielfältige Weise möglich. Wie Ines sagt: Es gibt sehr viel mehr Übungen und Inhalte, die zum Waldbaden gehören!

Und zum Abschluss: Welches sind deine persönlichen 3 Tipps für Waldbaden Beginner?

Liebe Ines, Zoë und Nicole. Ich danke euch herzlich für eure Zeit für dieses Gespräch. Es ist schön zu spüren und zu hören, wie ihr das Waldbaden intensiv (er)lebt. Ich wünsche euch weiterhin viel Freude an eurer Arbeit und alles Gute.

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