Da sitzen wir alle fünf gemeinsam in der Küche unserer Alphütte! Das alleine ist schon ein Erlebnis für gross und klein!
Doch:
In der einen Hand halte ich ein Stück Holz, in der anderen eine Schachtel mit Zündhölzer. Die Aufgabe ist klar – ein Feuer zum Kochen entfachen. Und mit dieser Aufgabe wird sogleich unsere Familien-Wochen-Challenge geboren:
Jedes Feuer mit nur einem Versuch und Zündholz entfachen – ohne Papier und Zündhilfe.
Die Begeisterung in der Familie ist gross und ab diesem Moment sind unsere Familienferien im Maiensäss “der Hammer”. Jede*r möchte Feuerchef sein und die Verantwortung dafür tragen.
So viel sei schon verraten:
Es hat nicht jedes Mal mit nur einem Zündholz geklappt – aber immerhin ohne weitere Hilfsmittel.
Und noch etwas darf ich an dieser Stelle preisgeben:
Naturferien mit der Familie in einem Maiensäss / Berghütte begeistern, machen glücklich und bedeuten Abstand zum Alltag.
Erfahre in diesem Magazinbeitrag:
- was unser Sohn nach knapp zwei Stunden im Maiensäss gesagt hat
- wie viele Gespräche es gibt, wenn man auf dem WC keine Spülung hat und der Strom für den Kühlschrank fehlt
- was gegen Langeweile gemacht werden kann, damit alle zufrieden bleiben
- weshalb das Leben in der Alphütte ein Naturerlebnis der besonderen Art ist
- Tipps und Tricks für Ferien auf der Alp, im Maiensäss oder in naturnaher Umgebung
Inhalt:
Am Anfang von Urlaub steht das Packen – leider!
Wer den Newsletter von Kurs-Natur.ch abonniert hat, weiss es bereits: Das Packen ist in unserer Familie oft alles andere als harmonisch. Da ist meine Partnerin Ruth, die alles gerne vorbereitet – liebend gerne Listen erstellt und noch lieber abhakt. Und da bin ich mit einer meiner Kernkompetenz:
Lieber erst eine halbe Stunde vor Abfahrt mit Packen beginnen, dafür alles ein bisschen gestresst, hektisch und laut. Die anderen mit Fragen nerven, ob an dies und das gedacht wurde und zu guter Letzt möchte ich genau dann, wenn alles abreisebereit ist, noch ganz kurz duschen.
Ja, mir ist bewusst: Die Umstände für einen (un)friedlichen Ferienbeginn liegen oft in meiner Hand.
Doch: Ich schaff es irgendwie nicht anders. Sorry, es tut mir leid!
Im Weiteren sind da auch noch die Kinder, die zwar alle ihre Aufgaben haben, aber auch unglaublich kribbelig, aufgeregt und dementsprechend aufgedreht sind. In diesem Jahr beinahe noch heftiger, denn die Ferien erleben wir in der Schweiz in einer besonderen Unterkunft und mitten in der Natur:
Einem Maiensäss – abgelegen – naturnah und aussergewöhnlich.
Naturnahe Aufenthalte in einer natursprünglichen Unterkunft sind erholsam
Ich weiss es schon lange – andere spüren es ebenfalls. Naturnahe Ferien entspannen sofort. Die Umgebung mit Wiesen – Wald – Wasser, holt dich direkt von deinem turbulenten Alltag ab und dein Wohlbefinden erhöht sich augenblicklich. Selbst die Packstrapazen werden dabei schnell vergessen!
Bei mir ist es der Schritt über die Schwelle des Hauses.
Der wohlig angenehme und unverkennbare Geruch, der vom jahrelangen Feuern und den verwendeten natürlichen Materialien in die Nase steigt, bedeutet für mich sogleich Heimat – Ankommen – Abschalten!
Auch die Kinder spüren die einmalige Atmosphäre augenblicklich.
Mein Sohn hätte es treffender nicht ausdrücken können! Nachdem wir Rucksack und Gepäck abgeladen und unsere Alltags-Welt hinter uns gelassen haben, meint er nach nicht einmal zwei Stunden: “Hier bin ich schon zu Hause – ich fühle mich, als ob ich schon seit eh und je hier wohne.”
5 Tipps zu Familienferien auf einer Alphütte.
1. Vorsicht ist geboten im Umgang mit Kerzen
Sobald das Licht verschwindet entzünden sich die Kerzen. Ein Moment auf den sich die ganze Familie freut. Weihnachten im Sommer! Wie schön und sinnlich.
Doch aufgepasst! Denn es muss gut beachtet werden, wo die Kerzen hingestellt werden. Da vor allem Kinder sehr gerne mit Kerzen spielen oder dann und wann auch schusselig sind, empfiehlt es sich hier ein spezielles Augenmerk zu legen.
Laufen mit Kerzen in der Hütte ist bei uns tabu – Kerzen in der Nähe von Bettdecken ebenfalls.
2. Stirnlampen oder Taschenlampen
Gerade da man mit Kerzen aufpassen muss, empfiehlt es sich auch Stirn- oder Taschenlampen dabei zu haben. Nächtliche Plumpsklo-Besuche oder das Suchen von Kleinigkeiten gehen mit dem konzentrierten Lichtkegel besser. Auch nächtliches Lesen geht einfacher mit einer Lampe – ausser du besitzt einen E-Book-Reader. Wenn die Lampe aufladbare Batterien hat, können diese mit einem Solarpanel über eine Powerbank immer wieder geladen werden.
3. Mückenspray
Dieses Mal brauchten wir ihn nicht – aber auch schon waren wir sehr dankbar. Nebst der Langeweile wohl einer der grössten Stimmungskiller…Deshalb gehört der ins Gepäck.
4. Lesestoff – Farben zum Zeichen und Papier
So viel gelesen wie diese Ferien haben wir noch nie. Die Kinder kamen zur Ruhe, hatten wenig Ablenkung und somit Zeit in die Bücher einzutauchen. Am Morgen herrschte manchmal beängstigende Stille im Haus. Deshalb mein Tipp: Lieber ein Buch mehr in Reserve dabeihaben.
5. Was ich schon lange machen wollte!
Packe diese Möglichkeit ein. Schreiben – Zeichnen – Tonen – Fotografieren – Sachbuch… So viel Musse wie hier hast du selten im Leben.
Du möchtest weitere Infos zu Ferien im Maienäss? Dann klicke hier >>
Der Feind von friedlichen Familienferien
Wenn die erste Euphorie ein bisschen verebbt – die Abläufe klar sind und das Wetter nicht so ist, wie ich mir das für Ferien in der Schweiz wünsche, dann, ja dann erhebt sich auch der ärgste Feind von gemütlichen Familienferien. Die Langeweile.
Seien es Ferien in einer Ferienwohnung, auf dem Campingplatz oder eben in einem Maiensäss – später oder früher kommt sie und schlägt erbarmungslos zu.
Das ist der Moment, vor dem wir uns als Eltern fürchten – den wir verdrängen und wenn er hier ist, das Gefühl haben schnell handeln zu müssen:
Programm bieten – Spiele hervornehmen – Fernseher einstellen (hat es in einem Maiensäss zum Glück keinen) – aktiv werden.
Den Kindern darf in den Ferien auf keinen Fall langweilig werden. Das ist eine weit verbreitete Meinung, sonst empfinden sie die Tage in der Natur als Scheisse (sorry – hab grad die Sprache meiner Kinder verwendet).
Es ist auch der Moment, an dem für viele Eltern die erholsamen Ferien ein abruptes Ende nehmen. Quengelnde und gelangweilte Kinder sind der Ferien-Killer Nummer eins und auch für die elterliche Beziehung immer wieder eine Herausforderung.
Ich kann dich beruhigen!
Dieser Moment kommt bei allen – aber nicht alle gehen gleich damit um.
Während viele Eltern das Gefühl haben jetzt etwas bieten zu müssen, lassen wir den Moment der Langeweile bewusst zu. Wir halten ihn aus – erdulden ihn und fühlen uns dabei auch richtig schlecht 😉 –> Rabeneltern.
Doch es lohnt sich!
Denn genau in diesen Momenten werden (nicht nur) bei den Kindern neue Ideen geboren – plötzlich Wege gefunden, um den Status der Langweile wieder zu verlassen. Diese Zeit der Langeweile bedeutet für uns Eltern ein (un)ruhiger Warteraum, bevor es wieder voller Elan weitergeht.
Hier einige Auszüge aus unseren Gesprächen mit den Kindern zum Thema Langeweile:
Mir war heute langweilig, dann habe ich angefangen Holz zu hacken, dann war mir plötzlich nicht mehr langweilig und ich hatte viele neue Ideen. ---Zuerst wusste ich nicht was machen, dann habe ich begonnen den Wasserfall zu zeichnen, jetzt machen alle mit, das freut mich sehr. --- Ich lese plötzlich so gerne!
3 Kinder, 14, 12 und 9 Jahre alte
Für den Albtraum-Mix: schlechtes Wetter – Langeweile und Frust, haben wir Themen-Tage im Kopf, ohne deren Inhalt genau zu kennen.
- Wasser / Bach
- Feuer
- Sackmesser
- Spiele spielen
- Pflanzen / Tiere
- Mithilfe / Arbeitstag
Sobald wir eines dieser Themen anstossen, ist auch die ärgste Langweile überstanden und selbst wir Erwachsenen werden zu Kindern: spielend – forschend – neugierig entdecken wir neue und interessante Dinge, geniessen die Erlebnisse mit der Familie und das gemeinsame Wir-Gefühl.
Was ist der Unterschied zwischen einem Maiensäss, einer Alphütte und einer Berghütte?
Maiensäss
Das Wort Maiensäss leitet sich von “Mai” und “Säss” ab, was soviel bedeutet wie “Maiensitz”. In der früheren Dreistufenlandwirtschaft hatten Maiensässe eine sehr wichtige Bedeutung. Auf dem Weg zur Alp, verbrachten die Bauersfamilien einige Wochen mit Vieh und Familie auf dem Maiensäss, bevor es für den Sommer auf die höher gelegene Alp ging.
Maiensässe liegen in der Regel zwischen 1000 – 1500 m.ü.M., das heisst mehrheitlich unter der Baumgrenze.
Durch den Bau von Strassen bis hoch zu den Alpen, verloren die Maiensässe ihre Wichtigkeit. Heute kann man einige dieser schönen und einfachen Hütten mieten und für unvergesslichen Urlaub in den Bergen nutzen.
Maiensässe kommen in verschiedenen Regionen der Schweiz vor. Vor allem in Graubünden, Berner Oberland, Glarnerland oder auch im Wallis. Im Tessin werden die Maiensässe “Rustico” genannt.
Alphütte
Eine Alphütte ist vergleichbar mit einem Maiensäss. Sie liegen aber höher – in der Regel über der Baumgrenze. Alphütten sind oft grösser und besser ausgebaut als Maiensässe, da auf der Alp mehrere Monate verbracht werden und nebst Käse auch Jogurth und weitere Produkte hergestellt werden.
Alphütten findet man im ganzen Alpenbogen.
Berghütten
Während sowohl das Maiensäss, wie auch die Alphütte direkt mit der Landwirtschaft verknüpft sind, hat die Berghütte nichts damit zu tun. Berghütten liegen in den Bergen und sind oft sehr einfache Unterkünfte, die dem Schutz der Berggänger bei schlechtem Wetter und Wetterumstürzen dienen.
Die bekanntesten Berghütten sind die SAC-Hütten, die mittlerweile einen hohen Ausbau-Standard haben.
Umgangssprachlich werden die drei Begriffe oft gemischt. Da kann es durchaus vorkommen, dass ein Maienäss als Berghütte betitelt wird, obwohl es das eigentlich nicht ist.
Natururlaub = Nachhaltige Ferien
- Nur kaltes, erfrischendes Quellwasser aus dem Wasserhahn
- Tägliche holzen, damit wir über dem Feuer kochen können
- ständig überlegen, was wir einkaufen - oder eben wegen fehlender Kühlung verzichten
- Licht, das mit einsetzender Dämmerung verschwindet - Kerzenlicht, das für eine urgemütliche Stimmung sorgt
- Zeit für gemeinsame Gespräche über die Zukunft, Pläne, Natur, Einstellung… es wird philosophisch
Wir versuchen immer wieder unsere Kinder auf einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen und im Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren. Gemeinsam besprechen wir Themen und zeigen auf, dass in unserem Leben nicht alles selbstverständlich ist. Es ist jedoch gar nicht so einfach, den Kindern die Augen für diese Problematiken zu öffnen und zu erklären.
Umso mehr hat es mich überrascht, wie schnell allen bewusst wird, dass es zum Abwaschen warmes Wasser braucht – das zuerst gekocht werden will.
Dass warmes Duschen ein unglaublicher Luxus ist und es doch gar nicht so schlimm ist, wenn dies mal länger nicht passiert. Diese Gegebenheiten lösen in unserer Familie viele Gedanken und Gespräche aus:
Weshalb haben wir zu Hause immer warmes Wasser? Wie funktioniert denn überhaupt ein Kühlschrank? Wir verbrauchen viel weniger Geschirr, wenn wir selbst abwaschen müssen…
Es ist unbezahlbar, wenn Kinder, ohne den mahnenden Finger zu erheben, auf solche Gedankenreisen geschickt werden und dabei ins Grübeln kommen. Und noch besser ist es, wenn die Kinder dann zu Hause den Vorschlag bringen, dass wir doch heute mit dem Fahrrad fahren und die Energie im Auto sparen – oder die Trinkgläser nicht jedes Mal abgewaschen werden müssen – sie schreiben jetzt ihre Gläser an.
Nicht alles ist perfekt
Und trotz all diesen wunderschönen Naturerlebnissen haben wir Ferien. Und dazu gehört bei unserer Familie traditionsgemäss auch ein Pizzaessen in einem Restaurant.
Nach einer mittelmässigen, aber sehr teuren Pizza, lauter Musik auf der Terrasse und schrecklichem Cohiba-Rauch vom Tischnachbar im Gesicht, stellt unsere Jüngste ganz ernüchtert fest: “Im Maiensäss auf dem Feuer kochen gefällt mir besser, als hier zu sein”. Die Herzen von uns Eltern springen vor Freude auf…
An dieser Stelle eine kleine Warnung – es wird zum Ende noch unappetitlich. Wenn du gerade am Essen bist, nicht weiterlesen oder das Essen kurz unterbrechen.
Wo sind wir?
Es ist oft ein dunkler Ort – man ist nie ganz allein und der Ort übt gleichzeitig Faszination und Ekel aus!
Hast du es herausgefunden? Die Rede ist vom Plumpsklo!
Ein Loch – viele Fliegen – ein Geruchscocktail aus Ammoniak und Fäkalien. Wir sagen diesem Geschmack “Schissächerlä” – Iiiiigitt! Es stinkt schon beim Lesen.
Aber sind wir ehrlich, wir alle tun es! Zumindest kurz. Oder die Kinder auch länger! Mit der Taschenlampe in das tiefe dunkle Loch zünden, um ein bisschen Licht in diesen unbekannten Raum zu bringen.
Natürlich ist es – und eklig zu gleich. Der Umgang mit unseren Ausscheidungen hat sich in den letzten 100 Jahren geändert. Hat man früher aus den Ausscheidungen viel über den Gesundheitszustand erfahren, sind wir heute froh, wenn es schnell weg ist und unsichtbar bleibt.
Eine Hassliebe entwickelt sich während der Woche und die Gespräche darüber öffnen die Augen für unseren Körper und was denn überhaupt mit unseren Ausscheidungen heute passiert.
Weitere Einzelheiten erspare ich dir in diesem Moment und wir fahren mit angenehmerem weiter
Es stinkt nicht immer!
Deshalb: Abonniere gern unseren Newsletter und bleib in Sachen Natur und Erleben auf dem Laufenden. Es erwarten dich viele spannende Beiträge und Neuigkeiten.
Der Abschied von wunderbaren Naturferien mit der Familie naht…
… und damit auch wieder das Packen! Aber keine Sorge, bei der Rückreise haben wir keinen Packstress – im Gegenteil.
Es ist für uns alle klar, dass Familienferien in einem Maiensäss weit mehr als gewöhnliche Ferien sind.
Die gemeinsame Zeit, die Aufenthalte in der Natur, die aktive Tagesstruktur, die gemeinsamen Gespräche fördern den Zusammenhalt in der Familie auf eine positive und nachhaltige Art. Deshalb ist auch für alle klar: Wir gehen wieder in eine naturnahe Unterkunft in die Ferien.
Das einfache Leben und der Abstand zum Alltag zeigen dir die wichtigen Dinge. Familienzeit – Freiheit – Stillen der Grundbedürfnisse! Diese Punkte stärken unser Bewusstsein und die Beziehung zur Familie und zur Natur.
“Ich bleibe hier” – “Können wir nicht noch bleiben” – “Zu Hause müsst ihr wieder arbeiten”, die Worte der Kinder sagen vieles aus: Ich nehme es mir zu Herzen.
Danke liebes Maiensäss für diese Tage in deiner natürlichen Umgebung. Wir werden es nie vergessen.