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Essbares Unkraut im Teller – Tipps zum Wildkräuter sammeln

Die Brennnessel "Würde sie nicht brennen - wäre sie längst ausgertottet
Eine vielfältig nutzbare Pflanze in Wildkräuterkursen.

Inhalt:

Unkraut für die Wildkräuterküche

Der Frühling ist da! Mit ihm das Vogelgezwitscher und die wärmenden Sonnenstrahlen. Ebenso erblicken die ersten Pflanzen das Licht dieser Erde.

Doch vielen Pflanzen im Garten, die nicht speziell gepflanzt wurden, ereilen harte Schicksale und kurze Leben. Denn oft gilt das erste, das aus dem Boden schiesst als Unkraut.

In den Augen vieler Gärtner*innen ist dieses Unkraut vor allem eines: Lästig und unnütz. Und – so haben wir gelernt: Diese Pflanzen müssen ausgerissen und kompostiert werden.

Was für viele nach Unkraut aussieht, ist aber für manchen Kräuterfreund*in das wahre Paradies. Sie schwelgt auf Wolke 7 und erfreut sich über die neue Vielfalt auf dem Speiseplan, den
Wild- und Heilkräutern aus essbarem Unkraut.

Warum diese Pflanzen in deinem Teller und nicht auf dem Kompost landen sollten, zeigen wir dir hier. 

Lerne sieben essbare Heilkräuter kennen und erhalte Tipps, auf was du beim Sammeln achten musst.

Jetzt gibt es doch keine Wildkräuter zum Sammeln!

Weit gefehlt! Es wachsen schon sehr viele. Beginne mit dem Sammeln!

Jetzt, im Frühling, sind sie saftig und zart, schmecken köstlich und schenken uns neue Energie nach dem trägen Winter.

Essbare Wildpflanzen enthalten sehr viel mehr Vitamine und Nährstoffe als herkömmliches Gemüse. Wildkräuter sind regional und überall zu finden. Zudem haben sie keinen langen und umweltschädlichen Transportweg hinter sich.

Öffnen wir erst einmal die Augen und lernen die ersten essbaren Wildkräuter kennen, sehen wir die Heilkräuter plötzlich überall um uns herum. Es wird uns bewusst, wie oft diese Pflanzen existieren. Je mehr Pflanzen du kennst, desto grösser wird dein Staunen und Reichtum in der Wildkräuterküche.

 

Mit ihnen lässt sich unsere Ernährung wunderbar ergänzen. Entschlackende und durchspülende Inhaltstoffe entgiften unseren Körper und fügen ihm neue, gesunde Energie bei. Andere sind reich an Vitaminen und halten den Körper gesund.

Fünf Tipps und Regeln zum Wild- und Heilkräuter sammeln

1. Sammle nur, was du kennst

Aber Halt! Nicht alles, was um uns herum wächst, ist auch essbar! Es gibt Pflanzen, die unseren Heilkräutern sehr ähnlich sehen, jedoch giftig sind. Deshalb Augen auf, bevor du dich ans Sammeln machst. Sammle nur Pflanzen, die du kennst und beginne mit einfachen Kräutern. Ideal wäre es, vorab einen Kräuterkurs oder eine geführte Wildkräuterwanderung zu besuchen und sich gut in ein Bestimmungsbuch zu vertiefen.

Auf einer Wildkräuterwanderung lernt man viele Kräuter kennen und erhält Tipps zum Sammeln
Auf einer Wildkräuterwanderung erhält man einen guten Einblick in die Welt der Wildpflanzen.

2. Der Ort des Sammelns ist wichtig

Heilkräuter wachsen überall. In der Stadt, aus einer Betonritze, im Park neben der Sitzbank, auf dem Gehsteig in einem kleinen Riss. Hier jedoch tummeln sich viele Menschen und des Menschen bester Freund, der Hund, pinkelt über unser Unkrautessen. Weiter verunreinigen in Strassennähe Autos die Luft und die schädlichen Stoffe konzentrieren sich auf den Pflanzen.

Deshalb: Lieber etwas abseits der Stadt suchen. In einem Wald, an einem Hang, auf einer Wiese. Nicht aber auf bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen, da könnte Pflanzenschutzmittel gespritzt sein!

3. Ich sammle nur, was ich benötige

Ernte nur, was du auch verarbeiten möchtest. Bevor du etwas ausreisst, frage dich, wozu du die Pflanze überhaupt brauchen willst. Sind die Wildkräuter zum rohen Essen, Kochen, Einmachen, Trocknen für Tee?

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4. Behandle die Wildkräuter mit Respekt

Informiere dich genau, welcher Teil der Pflanze essbar ist. Oftmals kann man das ganze Kraut verspeisen. Dann aber wieder nur die Wurzel oder nur die Blüten. Deshalb brauchst du dann auch nicht gleich die ganze Pflanze auszureissen.
Achte auf den Naturschutz und dass immer 2/3 des Pflanzenbestandes stehen bleibt.

5. Die beste Sammelzeit

Essbare Wildpflanzen kann man vom Frühling bis in den Herbst sammeln. Die beste Zeit für die Blätter ist der Frühling, da die Kräuterpflanzen dann am meisten Heilkraft besitzen und zudem noch sehr zart sind. Früchte und Nüsse sammelt man besser vom Sommer bis Herbst.

Blätter und Triebe am besten morgens sammeln, nachdem der Tau getrocknet ist. Bei Wurzeln ist es besser abends und Blüten bei Sonnenschein und vor dem Verblühen. Bei Früchten, Nüssen und Samen spielt die Tageszeit keine grosse Rolle.

Lust auf einen Kräuterkurs?

Auf Kurs-Natur.ch gibt es zahlreiche Kräuterkurse zu entdecken.

7 Unkräuter, die du essen kannst und gesund sind

Die Brennnessel – Urtica dioica

Die Brennnessel kennen viele als nervige und schmerzende Pflanze. Doch in ihr steckt viel mehr. Nicht umsonst heisst es: «Würde sie nicht brennen – wäre sie längst ausgerottet».
Sie ist reich an Vitamin C, Eisen und Calcium.

Die Brennnessel kann als ganze Pflanze verwendet werden, also von der Wurzel bis zur Blüte und dem Samen und der Frucht.

Die Wurzel findet in getrockneter Form als Tee medizinisch ihren Einsatz. So erweist sie sich bei Erkrankungen der Prostata als hilfreich und unterstützt die Ausscheidungsfunktion der Nieren.

Im März treibt sie ihre zarten, jungen Blättchen aus. Nach dem Ernten der Triebspitzen, vorzugsweise mit Handschuhen, überrollen wir sie mit einem Nudelholz oder blanchieren sie kurz. So brechen wir ihre Brennhaare ab und sie piekst nicht mehr. Danach können wir die Brennnesselblätter in den Salat geben, eine Suppe daraus kochen, ein Risotto verfeinern oder sie wie Spinat zubereiten.

In Frühjahrskuren macht man sich die blutreinigende und entgiftende Wirkung der Brennnessel zunutze. Als Tee wirkt die Brennnessel (Wurzel und Blatt) harntreibend, was bei Nierenleiden nützlich ist.

Im Herbst lassen sich die Samen ernten. Sie enthalten sehr viele Proteine und Vitamine. In getrockneter Form können wir sie beliebig das ganze Jahr über alle unsere Gerichte streuen und sie damit bereichern.

Übrigens hat man die Brennnesselblätter früher als Milchgerinnungsmittel zur Käseherstellung abgekocht und in Salz eingelegt.

Brennnessel-Rezepte

Rezept Brennnesselsuppe (für 4 Person)

Zutaten und Zubereitung

2 Zwiebeln

2-3 Knoblauchzehen, 

4 Kartoffel (in Stücken) in 4 EL Kokosöl andämpfen. 

1 l Gemüsebouillon dazu giessen, köcheln lassen, bis Kartoffeln gar sind. 

2 Hände voll Brennnesseln dazu geben und alles mixen.

Brennnesselsuppe ist reich an Vitamin C
Brennesselsuppe ist reich an Vitamin C und schmeckt wunderbar

Rezept für Brennnessel-Chips

Zutaten und Zubereitung

Ca. 20 – 30 Brennnesselblätter (die obersten Blätter) 

1 Prise Kräutersalz

2 El Olivenöl,

Brennnesselblätter in einer vorgeheizten Pfanne im Öl knusprig braten. 

Herausnehmen und mit Salz, evtl. Pfeffer bestreuen und geniessen

Weitere sammelbare Wildkräuter

Das Labkraut – Galium mollugo

Es weckt die Lebensgeister und erfrischt uns. Das Labkraut entschlackt über die Lymphe und regt die Nierentätigkeit an. Giftstoffe werden aus dem Körper befördert.

Zu finden ist das Labkraut auf Wiesen, an Wald- und Gebüschsäumen. Die Stängel und die quirlständigen Blätter eignen sich hervorragend als Salatgrundlage. 

Labkraut weckt Lebensgeister
Labkraut

Der Giersch – Aegopodium podagraria

Als Unkraut vertan, reissen wir es aus – anstatt es einfach zu essen! Denn der Giersch schmeckt einfach wunderbar! Die Blattschösslinge kann man roh als Salat essen. Zarte Blätter des Gierschs lassen sich das ganze Jahr über nutzen, roh oder erwärmt zu Gemüsegerichten. Ein Pesto aus Giersch schmeckt ebenso lecker.

Der Giersch oder Geissfuss, wie er auch wegen seiner Blattform genannt wird, sicherte während den Weltkriegen die Vitaminzufuhr. Er ist reich an Kalium, Magnesium, Calcium, Zink und Kupfer. Zudem beinhaltet er ein Mehrfaches an Vitaminen als Kopfsalat.

Er wirkt harntreibend, krampflösend und ist entzündungshemmend. Giersch wird schon seit Jahrhunderten zur Linderung der Schmerzen bei Gicht und Rheuma eingesetzt.

Rezept Gierschpesto

Zutaten

Ca. 40 – 60 gr. Gierschblätter frisch

100ml Olivenöl

2 -3 Knoblauchzehen

20 gr. Mandelsplitter

20 gr Sonnenblumenkerne oder Pinienkerne 

50 gr. Parmesan oder anderer Käse / Salz und Pfeffer

Zubereitung

Den Giersch gründlich waschen und trocknen. Die Blätter von dickeren Stängeln abziehen

Sonnenblumenkerne und Pinienkerne evtl. mit Öl anrösten

Giersch klein schneiden und gemeinsam mit dem Olivenöl, Parmesan und den Pinienkernen pürieren.

Salz, Pfeffer unterrühren und nochmals gut mixen bis eine Paste entsteht.

Pestomasse in abgekochte und saubere Gläser abfüllen.

Am Schluss das Pesto mit Olivenöl bedecken, damit es länger haltbar bleibt.

Gierschpesto ist so für mehrere Monate haltbar.

Das Pesto passt zu Pasta, Gnocchi, Spätzli, Gemüse oder als Brotaufstrich.
Tipp: Wer das Pesto einfrieren will, lässt den Käse weg

Gänseblümchen – Bellis perennis

Er liebt mich, er liebt mich nicht… Zum Ausreissen und abzählen der Blütenblätter ist das Gänseblümchen zu schade.

Besser gleich essen! 

Frisch auf ein Butterbrot legen oder den Salat damit verzieren. Geschlossene Blütenknospen kann man zu falschen Kapern einlegen. 

Gänseblümchen sehen hübsch aus und erinnern beim Geschmack ein wenig an Feldsalat. Am besten gleich selber ausprobieren, denn Gänseblümchen findest du überall!

Medizinisch werden Gänseblümchenblüten bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Ferner werden sie als fiebersenkendes und entzündungshemmendes Mittel empfohlen. Äusserlich wird die Pflanze bei Hauterkrankungen, als Abwaschung oder in Form von Salbe, eingesetzt.

Gänseblümchen ein Wildkraut, das überall wächst
Sie liebt mich - sie liebt micht nicht. Gänseblümchen gelten als Wildkraut und sind essbar

Löwenzahn – Taraxacum officinale

Jungen Löwenzahnblätter schmecken sehr gut im Salat. Etwas ältere und zähere Blätter verkocht man besser zu Wildgemüse oder als Zutat in der Suppe. Lässt man die Blätter eine Stunde in Wasser oder Salz ziehen, wird ihr Geschmack milder.

Schon mal an einem Blütenblatt gesaugt? Da werden Kindheitserinnerung wach!
Aus Löwenzahnblüten lässt sich Honig oder Sirup herstellen.

Aus der getrockneten und gerösteten Wurzel lässt sich ein gesunder Kaffeeersatz herstellen.

Inhaltsstoffe des Löwenzahns (ganze Pflanzen einschliesslich der Wurzel) regen die Gallenproduktion an. Löwenzahn hilft bei Leberbeschwerden, Gicht und rheumatischen Beschwerden.

Wildkräuterspätzli Rezept

Zubereitung

Verschiedene Wildkräuter mit wenig Wasser pürieren. 

Kräutermasse mit Mehl, Eier, Salz und Wasser zu Spätzliteig verarbeiten. 

Zu den Kräuterspätzli passt gut eine Speckrahmsauce.

Alle Wildkräuter zusammenmischen ergeben leckere Menus
Wildkräuter lassen sich beliebig mischen und kombinieren.

Knoblauchsrauke – Alliaria petiolata

An Waldrändern, Wegen und an Gebüschen finden wir die Knoblauchsrauke. Ihre Blätter sind jetzt noch rundlich, später nehmen sie dann eine dreieckige Form an. Beim Zerreiben zwischen den Fingern, erkennen wir den knoblauchartigen Geschmack. Dieser bewährt sich gut in Kräuterdips, Kräuterbutter, als Salatzugabe oder in der Suppe.

Volksmedizinisch eingesetzt, wird die Knoblauchsrauke bei Atemwegsinfekten und als Gurgelmittel. Die Pflanze unterstützt die Verdauung, wirkt harntreibend und blutreinigend.

Rezept für Kräuterschnecken

Blätterteig mit Creme fraiche bestreichen. 

Klein gehackte Kräuter draufgeben und würzen.

 Blätterteig zusammenrollen und Rädchen schneiden. 

Im Ofen backen.

Kräuterschnecke mit Wildkräutern ist ein besonderer Genuss
Kräuterschnecke mit Wildpflanzen schmeckt besonders gut.

Vogelmiere - Stellaria media

Klein und flächenartig breitet sich die Vogelmiere, auch Hühnerdarm genannt, aus. Sie kann das ganze Jahr über geerntet werden und Bestandteil von Gemüsegerichten und Suppen sein. Die Vogelmiere ist komplett verwertbar, mit Stängel, Blätter und Blüten. An Inhaltsstoffen soll sie doppelt so viel Calcium, dreimal so viel Kalium und siebenmal so viel Eisen wie Kopfsalat enthalten.

Sie reinigt und kräftigt unseren ganzen Organismus. Ihre Heilwirkung reicht von leichten Krämpfen, hin zu Blasenkrankheiten und übermüdeten Augen.

Die Vogelmire überdeckt flächenchenartig den Boden
Die Vogelmire kann ganzjährig gegessen werden.

Nun wünsche ich dir viel Freude beim Sammeln und Ausprobieren der Unkrautrezepte! Nebst diesen sieben Unkräutern hier, gibt es jeden Tag weitere Heilkräuter, die aus der Erde spriessen und die wir nutzen können. Die Natur beschenkt uns damit mit einem riesengrossen Schatz an Medizin und Nahrung. Seien wir dankbar dafür und sammeln und ernten wir mit Demut.

Maria Anotta, Phytotherapeutin in Chur

www.lanceolata.ch

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